Riesenbeck International – nichts ist unmöglich

Foto: Pauline von Hardenberg

Foto: Pauline von Hardenberg

Riesenbeck International-Geschäftsführer Karsten Lütteken zeigt Besuchern der Longines FEI Jumping European Championship die neu gebauten Stallungen auf dem Turniergelände. 312 Boxen in sechs Gebäuden. Jede Box hat die Maße 3,50 mal 3,50 Meter und ein großes Außenfenster, damit die Pferde rausgucken können und die Luft innerhalb der Gebäude zirkulieren kann. Die Trennwände sind fast drei Meter hoch, so dass auch Hengste sicher untergebracht sind. Die Wände sind in Holzoptik gehalten, wurden tatsächlich jedoch aus Kunststoff gefertigt. „Das ist leichter zu reinigen und nach den Turnieren wieder zu desinfizieren“, erklärt Lütteken. Zu öffnen und zu schließen sind die Boxen über Schiebetüren, eigentlich ganz normal also. Bis auf ein kleines Detail: Weil die Pfleger Decken, Trensen, Halfter, Sattelgurte etc. immer griffbereit haben müssen, Die Wände sind in Holzoptik gehalten,wurden über den Türen Bügel angebracht, an denen Haken befestigt sind, um alle Utensilien ordentlich aufhängen zu können. Jede Stallgasse hat ihre eigenen Waschgelegenheiten. Man sieht: Hier haben Pferdemenschen für Pferdemenschen geplant und gebaut. „These are the best Stables in the world“, ruft ein Pfleger Lütteken zu, während er ein Pferd vorbeiführt. Zustimmendes Gemurmel aus anderen Ecken. Ja, es sei schon sehr befriedigend das zu hören, gibt Lütteken zu. Erst recht angesichts der Tatsache, dass mit dem Bau der gesamten Anlage erst im März begonnen werden konnte. Ein halbes Jahr, bis zum Termin der Europameisterschaften. Nicht viel Zeit! Zumal es nicht nur um den Bau der Stallungen ging.

 

Ehe damit losgelegt werden konnte, musste der eigentlich an dem Gelände vorbeifließende Bachlauf umgeleitet werden. Sonst hätte es keine Baugenehmigung gegeben, weil das Areal als Schwemmland genutzt worden war. Es war der perfekte Ort für die Visionen der Riesenbeck International-Macher um Ludger Beerbaum und Karsten Lütteken, hier eine Turniersportanlage der Extraklasse zu errichten, bei der nicht nur die Reitplätze Fünf-Sterne-Niveau haben, sondern auch die Unterbringung der vierbeinigen Athleten. Und nicht zu vergessen die von deren Pflegern. Aber der Wasserlauf war ein Problem. Hin und her wurde überlegt, wie man es lösen könnte.

 

Bei einer Begehung des Geländes hieß es dann auf einmal von einem Vertreter der örtlichen Behörden: „Der Bach muss umgeleitet werden.“ Lütteken: „Wir dachten erst, er macht einen Witz.“ Aber der Vorschlag war vollkommen ernst gemeint. Also setzte man sich mit der Materie auseinander und stellte fest, dass am sinnvollsten ist, die Umleitung mit einer Renaturierung zu verbinden. So hat der Bachlauf nun rund 300 Meter von den neuen Stallungen entfernt ein neues Bett, in dem er mäandern kann, wie er gerne möchte. Der alte Bachlauf ist jetzt eine Art Teich, in den das Regenwasser abgeleitet wird, das dann wiederum zur Bewässerung der Plätze dient. Eine Win-Win-Situation für alle Seiten.

 

Die neuen Fünf-Sterne-Stallungen werden im Anschluss an die Europameisterschaften nicht verwaist bleiben. Zehn bis zwölf Turniere pro Jahr sollen in Riesenbeck stattfinden, nicht alle auf diesem Niveau und nicht alle in der großen Grasarena, die nun um Mittelpunkt der EM steht. Für kleinere Turniere auf Zwei-Sterne-Niveau oder auch die Late Entry-Veranstaltungen stehen neben der großen Veranstaltungshalle zwei Sand- und ein weiterer Rasenplatz zur Verfügung, der bei Fahrturnieren auch für die Dressurprüfungen genutzt wird. Fahrturniere haben in Riesenbeck eine lange Tradition und die soll unbedingt erhalten bleiben, betonen sowohl Ludger Beerbaum als auch Karsten Lütteken. Neben den schon etablierten Springturnieren soll es demnächst auch Dressurturniere geben – seit dem Zusammenschluss mit Helgstrand Dressage zur Global Equestrian Group liegt das ja auf der Hand. Und die Bewerbung für die Dressur-Europameisterschaften 2023 liegt schon bei der FEI in der Schublade, berichtet Ludger Beerbaum.